Is_was_doc – Lieferengpässe

Is was Doc?
Ja, Lieferengpässe.

Vor ein paar Wochen warnte der Verband der Kinder und Jugendärzte vor Lieferschwierigkeiten
bestimmter Medikamente und riet zu vorsorglichem Kauf von insbesondere von Fieber- und
Hustenmitteln. Das ist natürlich keine Lösung, denn es fördert die Verknappung und entzieht dem
Markt Ressourcen und vergrößert die Not derer, die ein Medikament dringend brauchen. Es müssen
also andere Wege gefunden werden, um Vorsorge zu treffen ohne weitere Engpässe zu schaffen.
In meiner langjährigen Praxis als Hausarzt mit einer Vielzahl von Hausbesuchen habe ich viele
Hausapotheken durchforstet und festgestellt, dass wir Weltmeister in Horten von Arzneimitteln sind,
jedoch im Registrieren und Sortieren wenig Ergeiz entwickelt haben - ein Karton unterschiedlicher
Größe und alles ist drinnen. Alte abgelaufene Medikamente, doppelt und dreifach besetzte Schmerz-
und Fiebermittel, Hustensäfte usw. . Hier schlummern die Ressourcen für Notzeiten: Sortieren und
Katalogisieren, Ablaufdaten registrieren und somit sich einen Überblick verschaffen sind wichtige
Vorbereitungen für die Erkältungsperiode und versetzen uns in die Lage, im Bedarfsfall gezielt zu
kaufen oder im Notfall dem Nachbarn und Freund aushelfen zu können.
Der Apotheker Nils Czemper aus der Hubertusapotheke in Arnstein führt aus, dass es in den
nächsten Monaten bei der Arzneimittelversorgung zu unterschiedlichen und wechselhaften
Engpässen kommen wird. Bei Dauereinnahmen von Medikamenten ist es daher von Vorteil, ca.
einen Monat vor dem Verbrauch einer Packung, sich um eine Neurezeptur zu bemühen, dann ist
Spielraum, um bei fehlender Beschaffungsmöglichkeit, zusammen mit Apotheker und Arzt,
Ersatzpräparate auszusuchen, entweder von einer anderen Firma oder einem anderen Wirkstoff mit
gleicher oder ähnlicher Wirksamkeit. In Deutschland sind ca 30.000 Medikamente zugelassen, die
Apotheken sind mit Großhändlern und Firmen über Listen vernetzt, die auch ins Ausland reichen,
so dass in vielen Fällen mit etwas Zeit eine Hilfe möglich ist.
Einige Beispiele: es gibt im wesentlichen drei gebräuchliche Fiebermittel
Ibuprofen, Paracetamol und Novaminsulfon. Sie werden von unterschiedlichen Firmen in
unterschiedlichen Darreichungsformen hergestellt, bei Engpässen ist ein Ausweichen möglich,
Dosis und Form kann angepasst werden. Ebenso ist es auch bei Antibiotika. Neben der
Penicillinreihe, die auch Amoxycillin und die Cephalosporine umfassen, gibt es Makrolide,
Antibiotika, Fluorchinolone, Lincosamide und einige mehr, die im Einsatz- und Keimspektrum
ähnlich sind und im Notfall ausgetauscht werden können. Das gleiche gilt für Hustensäfte,
Antihypertensiva, Herzmittel und viele Andere mehr. Jedoch ist etwas Zeit und der persönliche
Kontakt zu Arzt, Apotheker und Patient nötig, um die Sachlage zu klären und bereinigen.
Internetapotheke und Telemedizin stoßen hier an ihre Grenzen.
In der Mangelwirtschaft Arzneimittel können wir noch etwas ganz wichtiges tun. Von Australien
aus läuft das Grippevirus in den nächsten drei bis vier Monaten um die halbe Welt. Wie viele bei
uns davon ankommen, wissen wir nicht, aber wir haben Zeit zur Vorsorge. Grippeimpfung beginnt
jetzt Ende September. Sie ist nicht nur allgemein gut verträglich, sie verhindert auch, dass wir
Medikamente, wie Husten-, Fieber- und Schmerzmittel brauchen und vermindert den Engpass. Und
wenn wir schon bis nach Australien schauen, blicken wir doch auch nach England: dort wird gerade
die neue Auffrischungsimpfungskampagne für Covid 19 vorbereitet. Diesmal haben wir die Chance
uns zu schützen und Arzneiengpässe zu vermeiden. Die Impfstoffkombination mit den neuen
Varianten von Covid 19 ist ab Ende September verfügbar . Da aber immer noch 6 Dosen in einer
Ampulle sind, ist eine verbindliche Terminvereinbarung vorher immer noch nötig.

 

Dr. Horst Magers

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